Juli 17, 2025

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Warum wir uns oft selbst verraten, um anderen zu gefallen

Das Wichtigste auf einen Blick
  • Die Angst vor Ablehnung ist tief in uns verankert, weil Zugehörigkeit für Menschen überlebenswichtig war und soziale Zurückweisung heute noch schmerzt.
  • Frauen in verantwortungsvollen Rollen geraten oft in die Falle, sich zwischen Durchsetzungsfähigkeit und Sympathie zerreißen zu müssen.
  • Wer ständig Ja sagt, obwohl er Nein meint, verliert langfristig nicht nur Energie, sondern auch die Verbindung zu den eigenen Bedürfnissen.
  • Authentisch sein bedeutet nicht, alles zu sagen, sondern sich selbst treu zu bleiben – mit gesunder Selbstachtung statt Selbstverleugnung.
  • Nein sagen lernen beginnt mit Bewusstsein, Selbstmitgefühl und der Fähigkeit, Klarheit nach außen zu tragen, ohne Schuldgefühle.
  • Du bist nicht hier, um allen zu gefallen – sondern um als du selbst zu leben.

Wir alle kennen die Angst, nicht dazuzugehören.
Man fühlt sich nicht anerkannt, nicht gewollt, nicht geliebt.

Das ist keine Schwäche, sondern ein zutiefst menschliches Erbe.

Zugehörigkeit als Überlebensfaktor

Die Neurobiologie zeigt, Ablehnung schmerzt emotional und aktiviert im Gehirn Bereiche, die körperlichen Schmerz verarbeiten.
Menschen sind soziale Wesen. Für unsere Vorfahren bedeutete Ausschluss aus der Gruppe Lebensgefahr – nicht nur Einsamkeit. Diese alten Muster wirken noch in uns. Sie erklären, warum wir manchmal zu schnell nachgeben oder zu sehr gefallen wollen. Wir sind nicht empfindlich, sondern spüren tief, dass Zugehörigkeit Sicherheit gibt.

Warum gerade Frauen in Führungsrollen betroffen sind

Frauen in Führungsrollen stehen oft fachlich und sozial unter Druck.
Sie sollen kompetent wirken, aber nicht zu hart sein – durchsetzungsfähig, aber sympathisch.

Dieses doppelte Spiel verstärkt die Angst vor Ablehnung:

»Wenn ich Nein sage, verliere ich Ansehen.«
»Wenn ich mich abgrenze, enttäusche ich.«
»Wenn ich echt bin, passe ich vielleicht nicht mehr ins Bild.«

Wer glaubt, nur über Leistung sowie Zustimmung wertvoll zu sein, gerät in einen gefährlichen Kreislauf.
Man will perfekt sein, um akzeptiert zu werden und muss enttäuschen vermeiden, um geliebt zu bleiben.

Hier verraten wir uns selbst: Wir sagen Ja, obwohl wir Nein meinen.
Wir passen uns an, obwohl uns etwas fehlt.
Wir verlieren uns, während wir versuchen, dazuzugehören.

Im nächsten Abschnitt erfahren wir, was wir langfristig verlieren, wenn wir uns selbst verlassen, nur um anderen zu gefallen.

2. Was wir verlieren, wenn wir uns selbst untreu sind

Es beginnt oft klein.

Du sagst Ja, obwohl du es nicht willst.
Du lächelst, obwohl du traurig bist.
Du machst einen Kompromiss, der dich innerlich schmerzt.

Wir glauben, wir handeln rücksichtsvoll.
Wir denken, wir sind diplomatisch. Wir fühlen uns verpflichtet.

Doch mit jeder kleinen Selbstverleugnung
entfernen wir uns ein Stück von uns.
Irgendwann merken wir:
Wir sind körperlich anwesend, aber innerlich abwesend.

Innere Unruhe, emotionale Erschöpfung

Forscher wie Kristin Neff zeigten:


Wer immer die eigenen Bedürfnisse zurückstellt,
lebt mit mehr innerem Stress.

Das ist nicht, weil Anpassung grundsätzlich schlecht ist –
sondern, weil sie zur Gewohnheit wurde.

Was anfangs wie soziale Geschicklichkeit wirkt,
wird zu einem Dauerzustand von Besorgnis:


»Wie verhalte ich mich, damit andere mich mögen?«
»Welche Gefühle sollte ich nicht zeigen?«
»Wen darf ich auf keinen Fall enttäuschen?«

Beziehungen ohne Aufrichtigkeit

Wenn du dich ständig anpasst,
baust du Beziehungen auf – aber diese Beziehungen basieren oft nicht auf dir.

Du bist dann die Person, die funktioniert.
Du bist die Person, die gebraucht wird.
Du bist die Person, die sich kümmert.

Echte Nähe entsteht aber,
wenn du auch deine Grenzen, deine Wünsche und dein Nein zeigst.

Wie willst du dich verbunden fühlen,
wenn du dich nicht so zeigst, wie du bist?

Der Verlust der eigenen Meinung

Vielleicht kennst du den Augenblick,
wenn dich jemand fragt:


»Und was willst du wirklich?«


und du keine Antwort findest.

Das geschieht nicht, weil dir nichts einfällt.
Sondern, weil du es dir abgewöhnt hast, danach zu fragen.

Anpassung, die aus Furcht geschieht,
trennt uns von unserer eigenen Meinung.
Ohne diese Meinung
bleibt jede Verbindung – auch die zu dir selbst – leer.

Im nächsten Abschnitt beleuchten wir, warum es so schwerfällt, Nein zu sagen –
und welche Abläufe uns immer wieder zu alten Anpassungsmustern ziehen.

3. Warum wir Ja sagen, obwohl wir Nein meinen

Viele Frauen sagen mir:

»Ich verstehe das alles und weiß, dass ich öfter Nein sagen sollte.
Aber in dem Moment kann ich es einfach nicht.«

Genau hier liegt der Kern des Problems.

Es bedeutet nicht, dass du »zu nett« oder »zu schwach« bist, um Grenzen zu setzen.
Stattdessen wirken in dir alte Mechanismen, die stärker sind als dein bewusster Wille.

Antreiber und Glaubenssätze

Vielleicht hast du früh gelernt:

»Ich darf niemanden enttäuschen.«
»Wenn ich Nein sage, bin ich egoistisch.«
»Nur wenn ich anderen helfe, bin ich wertvoll.«

Solche Sätze steuern dein Verhalten oft unbemerkt.

Sie entstehen aus früheren Erfahrungen – aus Blicken, aus Erwartungen,
aus der Rolle, die du einmal übernommen hast, um dich sicher zu fühlen.

Angst vor Konflikt, Liebesentzug, Statusverlust

Forscher:innen wie Brené Brown zeigen:

Wir fürchten Ablehnung, weil wir durch ein Nein Beziehungen verlieren könnten.

Besonders in Führungsrollen verstärkt sich das Problem:

Du willst professionell wirken – aber auch nahbar sein.
Du möchtest dich durchsetzen – aber nicht zu hart erscheinen.

Deshalb sagst du Ja, denn ein Nein fühlt sich gefährlich an.
Es birgt ein Risiko sowie Unsicherheit.

Warum Anpassung kurzfristig entlastet  und langfristig belastet

Ja zu sagen, ist oft die schnelle Lösung.
Es beruhigt die Lage und vermeidet Spannungen.
Es scheint Beziehungen stabil zu halten.

Auf lange Sicht führt es aber zu einem Ungleichgewicht:

Du bleibst zwar mit anderen verbunden, aber verlierst die Verbindung zu dir selbst.

Das kostet dich viel Kraft.

Im nächsten Abschnitt fragen wir uns, was Authentizität wirklich heißt – es geht darum, sich selbst nicht zu verraten, nicht darum, alles zu sagen.

4. Authentisch sein: sich selbst treu bleiben, nicht alles sagen.

Authentizität verstehen viele falsch.

Einige meinen: »Echt sein bedeutet, immer alles auszusprechen.«
Oder: »Authentisch zu sein heißt, sich immer durchzusetzen.«

Das stimmt aber nicht.

Authentisch sein bedeutet nicht, ungebremst alles zu äußern. Es bedeutet, innerlich klar zu sein.

Man bleibt sich selbst treu – auch wenn man entscheidet, etwas nicht mitzuteilen.

Der Unterschied zwischen Egoismus und gesunder Selbstachtung


Selbstachtung sagt: »Ich nehme meine Bedürfnisse ernst – ich schätze die Bedürfnisse anderer dabei nicht gering.«

Egoismus sagt: »Meine Bedürfnisse sind mir wichtiger als alles andere.«

Viele Frauen haben nie gelernt, diesen Unterschied zu spüren.

Forscher wie Brené Brown betonen: Echte Verbundenheit entsteht nicht, wenn wir alles opfern, sondern wenn wir uns zeigen – mit unserer Menschlichkeit, einschließlich unserer Grenzen.

Mut zur Klarheit: Innen und außen


Authentizität beginnt innen: Was will ich? Was passt zu mir? Was ist mir wichtig?

Dann: Wie vertrete ich das nach außen – ohne Härte, aber auch ohne mich selbst zu verleugnen?

Das bedeutet nicht, immer recht zu haben. Es bedeutet, sich nicht ständig selbst aufzugeben, nur um dazuzugehören.

Warum echte Verbindung nur entsteht, wo du dich zeigst


Wenn du dich immer anpasst, bauen andere Beziehungen zu einem Bild von dir auf, nicht zu dir selbst.

Echte Nähe entsteht nicht durch Gefälligkeit, sondern durch das stille Wissen:


»Hier bin ich – nicht perfekt, aber wahr.«

Im nächsten Abschnitt zeige ich dir drei konkrete Schritte, wie du lernen kannst, Nein zu sagen – 

und dir dabei treu zu bleiben.

5. Drei Schritte, um Nein zu sagen und dir selbst treu zu bleiben

Nein sagen scheint einfach zu sein. Oft aber fühlt man sich dann, als würde man etwas verlieren – zum Beispiel Ansehen, Sympathie oder Zugehörigkeit.

Deshalb braucht man nicht nur Mut, sondern auch einen klaren inneren Kompass. Diese drei Schritte helfen dabei, das Ja sowie Nein bewusster zu wählen.

1 – Bewusstsein: Wo verrate ich mich?

Nicht jedes Ja ist falsch. Doch jedes Ja, das gegen dich geht, hat einen Preis. Frage dich deshalb: Sage ich Ja aus Angst, nicht aus Überzeugung? Passe ich mich an, obwohl ich etwas anderes brauche? Spüre ich hinterher Bitterkeit, Erschöpfung oder Unruhe? Beobachte es, ohne zu verurteilen – erkenne es einfach.

2 – Selbstmitgefühl: Ich darf mir wichtig sein

Forscher wie Kristin Neff zeigen: Selbstmitgefühl hilft, mit der Angst vor Ablehnung besser umzugehen. Es erlaubt, einen Schritt zu machen, auch wenn er sich unsicher anfühlt. Sag dir: »Es ist okay, wenn es schwerfällt. Ich darf Nein sagen, auch wenn andere enttäuscht sind.« Das macht dich nicht härter, sondern echter.

3 – Handlung: Klar und ruhig Nein sagen

Ein Nein muss nicht laut sein – es muss nur klar sein.


Du kannst sagen:

–»Ich schaffe das diesmal nicht.«

– »Das passt für mich nicht.«

– »Ich merke, dass ich hier eine andere Entscheidung brauche.« 

Sage es ohne Schuld oder eine Erklärung, die dich klein macht. Jedes klare Nein ist ein Ja zu dir selbst.

Im letzten Abschnitt fasse ich die wichtigsten Gedanken noch einmal zusammen. Ich lade dich ein, deinen ersten Schritt Richtung mehr Selbsttreue zu gehen.

6. Du sollst nicht allen gefallen – es geht darum, du selbst zu sein

Anpassung muss nicht schlecht sein; sie kann schlau sein.
Manchmal schützt sie dich. Sie hilft auch, wenn du Verbindungen schaffen willst.

Wenn du dich aber ständig anpasst – wenn du nicht mehr auf dein »Nein« hörst oder dich selbst aufgibst, 

nur, um anderen zu gefallen – dann zahlst du einen hohen, stillen Preis.

Höre dir selbst wieder zu. Finde heraus, was dir wirklich passt

Du darfst lernen, Nein zu sagen, ohne ein schlechtes Gefühl zu haben.

Das liegt nicht daran, dass du wichtiger bist als andere, sondern weil du genauso wichtig bist.

Und du bist bereits genug.

Mit Wertschätzung für deine Grenzen


Sieglinde


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Du wirst merken: Du bist mit diesen Gefühlen nicht allein.


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